Stil-Bibel Tracht. Die neuentdeckte alpenländische Tracht


Ursprung, zeitgenössisches Design, Stildirektiven

Stil-Bibel Tracht. Die neuentdeckte alpenländische Tracht
  • 978-3-8404-3028-2
  • Hildegard Suntinger
  • 2015
  • ePub, durchgehend farbige Abbildungen, 96 Seiten
Die Neuentdeckung von Dirndl und Lederhose durch die Modewelt zu Beginn des 21. Jahrhunderts,... mehr
Produktinformationen "Stil-Bibel Tracht. Die neuentdeckte alpenländische Tracht"

Die Neuentdeckung von Dirndl und Lederhose durch die Modewelt zu Beginn des 21. Jahrhunderts, hat den traditionellen Kleidungsstücken große Popularität gebracht. Deutsche High Fashion Labels bieten ihren verwöhnten Kundinnen das ihrem Stil entsprechende Dirndl für das Oktoberfest und selbst ein amerikanischer Sportswear-Konzern führt schon Dirndl und Lederhose für sein urbanes alpenländisches Publikum. Unabhängig davon entdecken junge Menschen traditionelle Kleidung in Vintage Stores für sich und tragen sie auf Festen und/oder im Alltag. 

Dieses neu erwachte Interesse aus der Perspektive der Mode wirft ein neues Licht auf den in Stein gemeißelten Mythos. Die neuen Anhänger der Tracht  schätzen die Jahrhunderte alte Bekleidungstradition im sowohl-als-auch Modus. High Fashion bzw. Streetwear und Tracht schließen sich gegenseitig nicht mehr aus. Während die Lederhose in ihrer althergebrachten Form getragen wird, hat das Dirndl nicht nur die High Fashion, sondern auch eine neue Generation von Designerinnen angeregt, die das Miederkleid möglichst traditionsnah aber doch modeaffin gestalten. Der Mythos wird neu ausverhandelt.  

Dass kaum ein anderes Kleidungsstück mehr emotionalisiert, zeigt sich an den Kommentaren, die regelmäßig im Umfeld von Trachtenereignissen öffentlich werden. Stil- und Geschmacksfragen werden von mehr oder weniger berufener Seite thematisiert. Wie schon Johann Wolfgang von Goethe bemerkte, ist Geschmack nicht am Mittelgut zu bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten. In diesem Sinne ist die erste Voraussetzung für ein akzeptables Dirndl der hohe Anspruch in Stoff, Passform und Design. Neben Fragen zu Echtheit oder Angemessenheit, trägt die Trachtenmode aber auch die Bürde der politischen Instrumentalisierung. Dass ihr die Vereinnahmung von Herrscherhäusern und politischen Parteien nichts anhaben konnte, zeigt unter anderem die aktuelle Neuentdeckung. 

Das Buch führt in einer gesamtheitlichen Betrachtungsweise vom Ursprung über das zeitgenössische Design bis hin zu Stildirektiven. Leitmotiv ist die implizite Frage nach dem Wesen, der im Trendwandel immer wiederkehrenden ursprünglichen Kleidungsstücke. Als solches gibt es den unvoreingenommenen Blick auf eine Tradition frei, die den Weg in die Moderne gefunden hat. 

 

Aus dem Inhalt: 

  • Tracht und traditionelle Bekleidung
  • Frauentracht, Männertracht, Auszier, Trachtenschmuck
  • Modewerdung der Tracht 
  • Entdeckung der Tracht durch die Filmindustrie
  • Zeitgenössische Trachtenmode und Styleguide
  • Stoffe sowie deren Eigenschaften und Pflege

 

Über die Autorin:

Hildegard Suntinger ist als freie Modefachjournalistin in Wien tätig, wo sie die Modeschule Hetzendorf sowie Studien in Linguistik und Public Communication absolvierte. Ihr Interesse gilt neuen Strömungen kreativer, wirtschaftlicher und technologischer Art. Ihre fachlichen Schwerpunkte liegen in Jugend-, Sport- und Trachtenmode.

 

Einführung in die Kapitel

Das Buch soll den Blick auf eine Bekleidungsform ermöglichen, die nicht von Designern gemacht wurde, sondern durch die Jahrhunderte von gesellschaftspolitischen und kulturellen Entwicklungen geformt. 

In der Einführung werden historische, kulturelle und soziale Einflüsse auf die Entwicklung der Tracht erläutert. In ihrem Ursprung war die Tracht ein Stück fürs Leben und zum Vererben. Sollte sie den Träger wirklich durchs Leben begleiten, so musste sie von dauerhaftem Stoff, Schnitt und Stil sein. Die Forderung nach Langlebigkeit bemaß sich nicht zuletzt am Stoffwert und dem hohen Aufwand der handwerklichen Anfertigung. Noch vor Material- und Produktionswert waren es allerdings politische Gründe, die die Tracht zum Stück fürs Leben machten. Bis zur französischen Revolution gab es eine strenge Kleiderordnung, die die verschiedenen sozialen Stände und Zünfte kennzeichnete. Als solches war ihr Wandel durch die Jahrhunderte eine Folge äußerer Einflüsse. In dieser Art des Wandels unterscheidet sie sich von der Mode, die saisonal nach individuellen Kriterien neu geschaffen wird. In einem weiteren Unterschied zur Mode, trägt die Tracht das Merkmal der Gruppenbekleidung. Ursprünglich, weil sie einer strengen Kleiderordnung zu folgen hatte und gegenwärtig, weil zum Symbol einer Gesellschaftsgruppe geworden, die eine Faszination für Tradition zeigt. In der Frage nach der anhaltenden Faszination der Tracht sei vorausgeschickt, dass ihre Zeitlosigkeit einen Wert für sich darstellt.  Darüber hinaus gibt es Theorien zu ihrer Zeichenhaftigkeit, die ihren klar emotionalen Charakter bescheinigen. Denn allein schon durch die Orientierung an Lebensphasen und Anlässen vermittelt sie konkrete Stimmungen wie Trauer und Freude. 

Die Kapitel mit den archetypischen Konzepten der historischen Tracht sollen die Basis für ein grundlegendes Verständnis bilden. Wobei die Beschreibung der Tracht in einer allgemeinen, d. h. nicht regionsspezifischen Art erfolgt. Die Erläuterung der einzelnen Bekleidungsteile von Frauen- und Männertracht machen ihre elementare Funktion deutlich, Schmuck und Auszier den Amulettcharakter, bzw. die Verbindung von Bekleidung und Lebensphase und/oder Berufsstand. Anknüpfend an die aktuellen Vintage-Tendenzen werden ikonische Filme der 1930er- bis 1960er-Jahre angerissen, die den Mythos der alpenländischen Tracht global verbreitet haben. 

Die Gestaltungsprinzipien der zeitgenössischen Trachtenmode und die individuellen Stilrichtungen, die damit verbunden sind, bilden die Überleitung zum Styleguide. Ein Seitenblick auf die High Fashion zeigt, dass Lederhose und Dirndl zuletzt selbst im Luxussegment angekommen sind. Die Tatsache, dass Mieder und weit ausschwingende Röcke auch wieder Gegenstand von Prêt-à-Porter und Haute Couture sind und Vintage die Catwalks beherrscht, soll schließlich zur individuellen Interpretation des Dirndls ermutigen. Inspiration liefern die Stildirektiven eines Couturiers aus den 1950er-Jahren: Christian Dior! Sein Sinn für Farb- und Figurtypen soll die Grundlage zur Definition des persönlichen Stils sein. Eine allgemeine Orientierung für die anlassgerechte Garderobe geben Experten anhand konkreter Stildirektiven.

Die Zeichen der Zeit sprechen für einen ökosozial korrekten Lebensstil. Die Abhandlung eines zeitlosen Bekleidungsstils kann aus der Perspektive der Nachhaltigkeit gelesen werden. Nachhaltig ist sowohl die lokale handwerkliche Tradition als auch die lange Nutzbarkeit. Die Rückbesinnung auf die elementaren Funktionen von Bekleidung könnte den Leser zum rationalen Aufbau seiner Garderobe inspirieren ... In jedem Fall soll aber das Kapitel über typische Materialien sowie deren Eigenschaften und Pflege die Freude an der Kleidung über die Nutzungsdauer gewährleisten.

 

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